Bollinger hat mit dem La Grande Annee 2008 und dem RD 2008 zwei außergewöhnlich gute Champagner, die unsere Herzen als Champagner Liebhaber höher schlagen lassen.
Was unterscheidet Bolllinger RD 2008 von La Grande Annee 2008?
Sowohl RD als auch la Grande Année basieren auf den gleichen Grundweinen, die aus Trauben aus Bollingers besten eigenen Weinbergen entstehen. Rd liegt jedoch drei bis sechs Jahr länger auf der Hefe und kommt auf dem Markt, wenn er schon in einem guten Trinkfenster ist. La Grande Annee 2008 ist noch verschlossen und säurebetont ist. So war es auch mit den Bollinger Vintage Champagnern, den Vorgängern von Grande Annee. Lily Bollinger entschied sich, den Vintage 1952 deshalb länger auf der Hefe Liegen zu lassen und 1967 als RD - récemment dégorgé - auf den Markt zu bringen, den man ohne weitere Lagerung genießen konnte. Obwohl die Flaschengärung nur einen oder zwei Monate dauert und die Hefen danach nicht mehr aktiv sind, entwickeln sie langsam komplexe Aromen. Noten von Hefegebäck entstehen schon relativ schnell. Mit den Jahren kommen Röstnoten, die an Kaffee erinnern und auch erdige Aromen, die auch an Trüffel erinnern können hinzu. Die Perlen sind sehr fein aber sie bleiben durch das Hefelager präsenter als bei den schon degorgierten Flaschen von La Grande Annee. R.D. 2008 ist beim launch schon aromatisch entwickelter als La Grande Annee und die Säure ist besser integriert, während La Grande 2008 noch ungebändigte Kraft zeigt.
Welches Trinkfenster hat RD? Soll er vor dem Grande Année genossen werden?
Der RD 2008 ist jetzt in einem guten Trinkfenster. Bis 2027 wird er sich wohl etwas verschließen, sodass die Frucht nicht mehr ganz so präsent sein wird. In den Jahren danach entwickeln sich immer interessantere Aromen. Die nussigen, schokoladigen Aromen stärker gegenüber Hefe und Röstnoten hervor. Die Frucht verändert sich zu getrockneten Aprikosen, Zitrusnoten und Orangenschalen.
In besonders guten, konzentrierten Jahrgängen mit hoher Säure wie 1988, 1996 und 2008, setzt sich der Grundwein mit der Zeit gegen das Hefelager durch, das den Geschmack immer weniger beeinflusst. In diesen Jahrgängen hat RD eine Phase, in der er zwei bis drei Jahre nach dem Degorgieren weniger Aromen zeigt. In vielen Jahrgängen wie in 2004 und 2007 bleibt RD von den Aromen des Hefelagers geprägt ohne sich wieder zu verschließen
Grundsätzlich kann man RD also früher als La Grande Annee trinken. In den Jahrgängen 2012, 2014 und 2015 ist Grande Annee allerdings nach dem Degorgieren auch schon wunderbar zu trinken.
RD 2008 ist auch für eine Ewigkeit strukturiert. Er braucht zehn, fünfzehn Jahre, um seinen Höhepunkt zu erreichen, auf dem er sich dann Jahrzehnte halten wird. Die Entwicklung des RD 1988, den du auch in unserem Angebot findest, der die Frucht eines ähnlichen Vegetationsverlaufs ist wie 2008, macht solche Annahmen nicht sicher aber plausibel. Der RD 1988 verbessert sich immer noch. Erst vom 1979er RD kann man sagen, dass er auf dem Höhepunkt ist.
Ist RD 2008 besser als La Grande Annee 2008?
Das naheliegende Urteil, dass der RD nicht nur preislich, sondern auch qualitativ in einer anderen Klasse spielt als La Grande Année, lässt sich so nicht verallgemeinern. Es gibt Jahrgänge in denen er deutlich von La Grande Année liegt. In anderen Jahrgängen ist La Grande Année mit seiner Power und Intensität schwer zu übertreffen, und RD bietet nur eine subtilere, elegantere Variante, die sich einem über Stunden in ihrer Komplexität erschließt. Grande Année kann dann den direkten Wow Faktor bieten. Wenn du Bollinger so liebst wie wir, dann empfehlen wir dir, in den großen Jahrgängen auf jeden Fall La Grande Annee in den Keller zu legen, um ihn über 20 Jahre verfolgen zu können. Den RD sollte man nach Einführung verkosten, um ein Gefühl zu bekommen, was der Jahrgang überhaupt bieten kann. Wenn er dann so begeistert wie 2008, versucht man sich auch ein paar Flaschen für die Zukunft einzulagern.
RD beginnt im Weinberg - welche Lagen gehen in die Cuvée RD 2008?
Die Grundweine für RD und La Grande Annee 2008 kommen hauptsächlich aus den Grands Crus Ay und Verzenay, die für Ihre Pinot Noirs bekannt sind, die 71 % der Cuvée ausmachen. Ay hat noch vor Bouzy, Mareuil und Cumières die wärmsten Lagen der Champagne, die für gehaltvolle Pinot Noirs berühmt sind. Lange vor der Entstehung der ersten Champagner waren die Rotweine Ays noch vor Burgund die berühmtesten Frankreichs. Durch die sehr tiefgründigen, feinporigen Kalkböden haben die Weine nicht nur Körper, sondern auch Struktur und Finesse. Nicht viel weiter liegt Louvois, ein weiterer Grand Cru, der führ gehaltvolle Pinot Noirs bekannt ist, auch wenn die Weinberge nicht so steil gen Süden ausgerichtet sind. Louvois ist genauso wie der Nachbarort Tauxieres, der noch feinere Weine erzeugt eine weitere Komponente der großen Bollinger Cuvées. Verzenay ist eine etwas kühlere Grand Cru Lage, die transparente, präzise, salzig mineralische Pinot liefert. Avenay Val d'or und Verzy tragen auch rote Trauben bei. Chardonnays aus den berühmten Lagen Le Mesnil sur Oger und Cramant liefern ein großen Teil der weißen Trauben. Aber auch wenig bekannte Lagen wie Grauves, das für seine intensive, rassige Säure bekannt ist und Cuis.
Von Alfavin verkostet
Der Bollinger RD 2008 ist schon jetzt ein Erlebnis. Intensive geröstete Nüsse, Mandeln, Honig, Mirabelle, Aprikose, Lebkuchen, und eine salzige Mineralität sind die ersten Eindrücke. Mit ein wenig Luft kommt auch die Frucht von Weinbergspfirsich, Zitrone und Orangeschale am Gaumen zum Vorschein und ergänzt die Nuss- und Röstaromen. Der RD 2008 hinterlässt bereits ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit, aber natürlich lohnt es sich zu warten. Die Erfahrung mit ähnlichen Jahrgängen lehrt uns, dass sich die markante Säure und die hefige Perlage in den kommenden Jahren perfekt in den seidigen Gaumen integrieren werden und die Aromen, die an Nougat, Gianduja, getrocknete Aprikosen und gerösteten Kaffee erinnern, noch ausdrucksstärker werden.
Community tasting notes auf Cellar Tracker zu RD 2008:
https://www.cellartracker.com/RD2008
