- Auf einer Stufe mit dem Nachbarn Chateau Latour
- Ein Gigant für Geduldige
Die Englische Metapher "an iron fist in a velvet glove" scheint wie gemacht für diesen Wein. Leoville Las Cases 2020 zeigt eine Konzentration, Kraft und Struktur, die den Anspruch des Weinguts unterstützen, ein Erstgewächs auf dem Niveau eines Chateau Latours zu sein. Im Moment hat er wunderbare Aromen von dunklen Beeren, Zedernholz, Graphit, Veilchen, Lakritz. Der Gaumen zeigt zwar reife, geschmeidige Tannine, hat aber noch nicht die raffiniert, feine Textur, mit der er seine enorme Dichte und Konzentration präsentiert.
Wie in anderen Jahrgängen auch ist Leoville Las Cases der Super Second, der die längste Lagerung bis zur Trinkreife brauchen wird. Was die Haltbarkeit angeht, sind 50 Jahre sicher zu kurz gegriffen.
Leoville Las-Cases 2020 ist ein Mischsatz aus 81 % Cabernet Sauvignon, 11 % Cabernet Franc und 8 % Merlot. Die Elevage in zu 85 % neuen Barriques dauerte 18 Monate. Die Appellation Saint-Julien liegt zwischen Pauillac und Margaux. Man sagt oft, dass sie die Struktur von Pauillac mit dem Charme von Margaux verbinden. Weine wie Leoville-Poyferre scheinen dies zu bestätigen. Leoville las Cases ist aber einem Pauillac viel näher als einem Margaux. Das ist auch geographisch so, da das Weingut direkt an Chateau Latour angrenzt. Das Weingut hat 98 Hektar Rebfläche. Davon liegen rund 60 ha im berühmten „Clos de Léoville“, direkt an der Gironde. Die Besitzerfamilie Delon hat unglaubliche Anstrengungen unternommen, um die Qualität aufzuwerten. Modernste Technik, beste Weinbergarbeit tragen dazu bei. Die Vinifikation ist aber eher traditionell. Sie zielt nicht auf reife Frucht und frühreifen Charme, sondern auf Komplexität. Deswegen ist der Ausbau im Barrique besonders lang. Die Fässer sind nicht stark geröstet. Zu erwähnen ist auch die rigorose Selektion. Nur die besten Fässer gelangen in den Grand Vin de Leoville. Auch der zweite Wein Clos du Marquis hat ein erstaunliches Niveau.