Krug Vintage 2011 ist ein außergewöhnlicher, seltener Erfolg
In einem Jahrgang, der von vielen Kritikern als schwierig und uneinheitlich eingeschätzt wurde, überrascht das Traditionshaus Krug mit einem bemerkenswert harmonischen und charmanten Krug Vintage 2011. Während viele 2011er Champagner weich und wenig strukturiert sind, gelingt es Krug Frische, Tiefe und aromatische Vielfalt zu vereinen.
Schon das Bouquet ist intensiv und nuanciert: Feine Kräuteraromen von Minze, Basilikum und Salbei verbinden sich mit Noten von Aprikose, Zitrone, grünem Apfel und subtiler Röstaromatik. Vanille und Karamell veredeln das Profi. Ein Schlüsselelement für die Frische und Struktur des Weins ist der Verzicht auf die malolaktische Gärung – ein ungewöhnlicher, aber bewusst gewählter Schritt, der dem Wein Spannung und mineralische Klarheit verleiht. So frustrierend hoch die Säure in einigen klassischen Jahrgängen sein kann, 2011 ist es der entscheidende Unterschied.
Der Vintage 2011 ist eine cuvée aus 46 % Pinot Noir, 37 % Chardonnay und 13 % Pinot Meunier. Krug ist das einzige Haus, dass in einem Vintage dieses Kalibers Pinot Meunier verwendet, der nichtmals aus renommierten Lagen stammt. Die Meunier Weine aus Weinbergen Coulommes-la-Montagne, Saint Gemme, Villevenard sind jedoch aus extrem alten Reben und zeigen einen ganz anderen Charakter, als der fruchtige Meunier, den wir sonst kennen. Die Quellen für Pinot Noir sind Ambonnay, Aÿ, Bouzy, Mareuil-sur-Aÿ, für den Chardonnay Avize, Le Mesnil-sur-Oger, Oger, Trépail, Villers-Marmery
Wir haben uns Zeit gelassen mit der Entscheidung, ob wir 2011 überhaupt kaufen sollen. Wir haben abgewartet, bis die kräftigsten Aromen des Hefelagers verflogen waren, um eine objektivere Bewertung vornehmen zu können.
Krug ist anders: Grande Cuvée und Vintage
Mit einer Jahresproduktion von rund 700.000 Flaschen zählt Krug zu den kleineren, aber prestigeträchtigsten Häusern der Champagne. Das Fundament des Erfolgs bildet die Grande Cuvée– früher als Private Cuvée bekannt –, deren Ziel es ist, durch die kunstvolle Komposition der Cuvée aus unzähligen Fässern verschiedenster Lagen und Jahrgänge einen Hausstil über die Jahre zu bewahren. Es kann sein, dass auch die besten Fässer eines beachtlichen Jahrgangs für die Grande Cuvée gebraucht werden, auch wenn diese Weine durchaus das Potenzial für einen Vintage hätten. Der Zugang zu außergewöhnlich hochwertigen Trauben aus alten Reben und Spitzenlagen ist dabei ein entscheidender Faktor. Krug zahlt nicht nur die höchsten Preise in der Champagne – es gilt als Auszeichnung, Trauben an Krug liefern zu dürfen.
Nur wenn nach Auswahl der Grundweine für die Grande Cuvée noch genügend Fässer übrig bleiben, die die Eigenart eines Jahrgangs auf höchstem Niveau widerspiegeln, entscheidet sich das Haus für die Produktion eines Vintage>. Dabei geht es nicht darum, ein einheitliches Trinkerlebnis zu reproduzieren – wie es etwa Dom Pérignon anstrebt – sondern darum, den Charakter des jeweiligen Jahres so rein und präzise wie möglich auszudrücken. Im strukturierten Jahr 2008 macht Krug einen besonders säurebetonten festen Vintage 2008, im charmanten Jahrgang 2004 einen eleganten, verführerischen Vintage.
Der Vintage 2011 im Kontext anderer Jahrgänge
Krug Vintage 2011 ist in seiner Stilistik das genaue Gegenteil des strukturierten und verschlossenen Jahrgangs 2008. Während der 2008er von straffer Säure und strenger Konzentration geprägt ist, zeigt sich der 2011er von Beginn an offen, zugänglich und harmonisch. Er besitzt nicht die Tiefe des legendären 2002ers, lässt sich stilistisch am ehesten mit dem charmanten 2004 vergleichen – auch wenn noch offen ist, ob er dessen Klasse vollends erreichen wird.
Fazit
Krug beweist dass selbst ein herausforderndes Jahr außergewöhnliche Weine hervorbringen kann – vorausgesetzt, man verfügt über das richtige Gespür, kompromisslose Qualitätsmaßstäbe und Zugang zu den besten Trauben der Region.